Zwischen Hasskommentar und Menschlichkeit

Ein Erfahrungsbericht über digitale Zivilcourage

Sicherlich habt ihr inzwischen von dem rechtsextremen amerikanischen Influencer Charlie Kirk gehört oder gelesen. Sein gewaltsamer Tod wird derzeit durch Medien und soziale Netzwerke getrieben – und seine Person wird dabei glorifiziert. Das konnte ich nicht unkommentiert lassen.

Mein Kommentar

 „Niemand verdient es, erschossen zu werden. Doch es muss erwähnt werden, was für einen menschenfeindlichen, hasserfüllten Quatsch der Typ verzapft hat. Es ist absolut realitätsfern, ihn als Kämpfer für Meinungsfreiheit oder sonstige Heldengestalten darzustellen. Er war ein Rechtsextremist. Nicht mehr und nicht weniger.“

Es dauerte nicht lange, bis die erste Beleidigung kam:

„Was sind Sie doch für ein abartiges Stück 💩.“

Wie reagiert man darauf? Ignorieren? Löschen? Nein – ich wollte das nicht so stehen lassen. Also antwortete ich mit einem provokanten:

„Danke. Sehr nett 😊“

Die Antwort darauf:

„… nichts zu danken. Nur die Wahrheit. Vergessen Sie das bloß nicht.“

Jetzt wurde es bedrohlich. Aber Angst? Nein. Ich konterte:

„Dass ich woke und wehrhaft bin – nein, das vergesse ich schon nicht. 😅“

Die Strategie: Persönliche Angriffe statt Argumente

Was dann folgte, war ein typisches Muster rechter oder populistischer Inter-Trolle: Je lauter und gemeiner, desto kleiner wollen sie dich machen.

„Hab grad dein Autorenfoto auf Amazon gesehen – mit dieser Optik bleibt einem fast nichts anderes übrig, als sich Wokeness zu verschreiben … 

Übrigens scheinst du nicht nur woke und wehrhaft zu sein, sondern auch eine ziemlich schlechte Autorin, wenn man sich deine ‚Werke‘ und die dazugehörigen Rezensionen so anschaut … 😁😁😁“

Interessant, wie viel Mühe man sich gemacht hat, mein Profil und meine Bücher zu durchforsten. Ich meine – ich habe keine große Reichweite. Aber gut. Natürlich konnte ich das nicht unkommentiert lassen:

„Naja, das kommt auf den Geschmack an – ich lasse da jede Meinung gelten. Nicht jeder mag es düster. 

Jedenfalls weiß ich, dass man niemanden beleidigt – auch nicht im Internet. 

Die Welt ist bunter und schöner mit weniger rechten Populismus. Und mit weniger Kulturkampf wäre sie auch friedlicher. 

Aber vermutlich teilst du meine Meinung nicht und wirst auch nicht über meine Worte nachdenken. Denn der Schwachsinn von diesem rechten Typi liest sich doch zu sehr nach 1933 und dunkelster deutscher Geschichte. 

Die USA haben da gerade ein ganz schlechtes Playbook. 

Die Welt hat irgendwie die letzten 100 Jahre vergessen – und wer nichts aus der Geschichte lernt, ist verdammt, sie zu wiederholen. 

Wie auch immer: Ich wünsche dir einen schönen Abend.“

Haltung zeigen – auch allein

Ich habe das Gespräch beendet. Nicht die Person, die mich beleidigen und demütigen wollte.

Und genau das ist der Punkt: Die Reaktion zeigte mir, dass ich mit meinem ersten Kommentar einen wunden Punkt getroffen hatte. Ich habe mich gegen Gewalt ausgesprochen – und gegen die menschenfeindliche Ideologie, die dahinter glorifiziert wurde. Dass der Täter offenbar selbst ein rechtsextremer Spinner war, sollte dabei nicht unerwähnt bleiben.

Als keine Argumente mehr kamen, griff man zur Beleidigung. Das ist kein Zeichen von Stärke – sondern von Schwäche.

Warum wir widersprechen müssen

Wer schweigt, lässt zu, dass sich rechte Narrative und Hass verbreiten.  

Wer widerspricht, verändert – vielleicht nur im Kleinen, aber auch das zählt.  

Es braucht keine perfekten Worte.  

Es braucht nur den Mut, sie auszusprechen.