Unforgettable Love – Becka & Lennon – Leseprobe

 

Becka

Kapitel 1

Alte Erinnerungen

* * * * *

Die laue Brise durchwühlte meine krausen Locken und die letzten Sonnenstrahlen küssten meine Haut. Seufzend schmiegte ich mich an seine Brust und das kräftige Pochen seines Herzens klang für mich wie Musik.
„Ich liebe dich“, flüsterte er mir ins Ohr und ich versank in seinen dunkelbraunen Augen.
Automatisch beschleunigte sich meine Atmung, mein Puls raste und die Knie schienen sich in Pudding verwandelt zu haben.
Verflucht.
Weshalb hat er nach all der Zeit noch immer diese Wirkung auf mich?
Unsere Lippen trafen gierig aufeinander, als wäre dies ihre Bestimmung und ich wünschte mir, dieser Moment würde niemals enden.

* * * * *

Freitag

Das nervtötende Schrillen des Weckers ließ meine Schläfen schmerzhaft pochen. „Nein“, stöhnte ich gequält. „Bitte nur noch ein paar Minuten.“ Krampfhaft versuchte ich mich an dem Traum festzuhalten – vergeblich.
Vom Schlaf und dem bittersüßen Gefühl der Vergangenheit noch trunken, schlug ich gegen den Wecker, bis er endlich wieder Ruhe gab. Allmählich begannen sich Wirklichkeit und Traum voneinander zu trennen. Stück für Stück. Die Erinnerung an ihn verschwand in die dunkelsten Tiefen meines Bewusstseins und damit wurde aus dem intensiven Moment, der sich im Schlaf entwickelt hatte, nur ein bedeutungsloser Traum.
Zurück im hier und jetzt fiel mir schlagartig wieder ein, dass heute mein freier Tag war und ich vergessen hatte, den Wecker abzustellen.
Blöder Fehler.
Ich war erst gegen zwei nach Hause gekommen.
Greg war nicht aufgetaucht.
Seufzend strich ich mir über das Gesicht und kämpfte gegen die aufsteigende Sorge in mir an. „Er ist nur dein Boss“, erinnerte ich mich. „Was immer los ist, es geht dich nichts an.“
Das war der Deal, den ich mit dem verheirateten Greg Thornton, vor Jahren eingegangen war.
Er könnte mein Vater sein!
Das zwischen uns war nur Sex ohne Verpflichtung und dass er sich seit Tagen nicht bei mir gemeldet hatte, sollte mich nicht interessieren. Doch in den letzten vier Jahren herrschte nie länger als zwei Tage Funkstille zwischen uns.
Nun ist es fast eine Woche.
Neben dem MaxDunk, dem Diner, in dem ich kellnerte, besaß Greg noch eine Immobilienfirma. Im Laufe dieser Woche hatte er das schicke Büro in Fresno gegen die kleine Kammer im Diner eingetauscht, was ungewöhnlich für ihn war. Doch ich fragte nicht nach. Rein zufällig hatte ich mehrere Telefonate mitbekommen, daher wusste ich, dass er Schwierigkeiten mit einem Geschäftsabschluss hatte. Er kam und ging, ohne mit mir zu reden, und wenn ihm doch ein Satz entkam, war es kein freundlicher.
Gestern nach der Schicht hielt ich es nicht mehr aus. Ich schrieb ihm eine Nachricht und fuhr zu unserem Treffpunkt. Dort hatte ich Stunden auf ihn gewartet, ohne dass er aufgetaucht war.
Ich hätte das nicht tun sollen!
Verfluchte Idiotin!
Stöhnend sah ich auf die Uhr, es war erst sechs. Daher versteckte ich mich unter dem Kopfkissen. Jedoch vor dem in Gang gesetzten Gedankenkarussell kann man sich nirgends verstecken. Also gab ich auf und kam müde auf die Beine. Gähnend streckte ich mich.
Durch die Decke dröhnte nun leise Musik aus der Küche herauf und ich hörte Lilli dazu singen. Seit die neue Freundin meines Bruders bei uns eingezogen war, herrschte wieder Leben im Haus. Sie war ein Glücksfall für Alex. Lächelnd schüttelte ich den Kopf und ging nach unten.
Überrascht sah ich Alex und Lilli dabei zu, wie sie verliebt durch die Küche tanzten. Im ersten Moment bemerkten mich die beiden gar nicht. Sie waren so ausgelassen miteinander, fast wie Kinder, und das zu sehen, füllte mein Herz unweigerlich mit Freude. Seit dem Tod unseres Vaters war Alex zum ersten Mal glücklich und mit sich und der Welt im Reinen.
Welch ein Glück, dass Lilli vor einigen Monaten im MaxDunk aufgetaucht ist.
Mittlerweile ist sie meine beste Freundin.
Ich sah ihnen eine Weile zu und vermied dabei, an meinen Traum oder Greg zu denken. Räuspernd unterbrach ich schließlich ihre traute Zweisamkeit, gleichzeitig zuckten sie zusammen und grinsten mich verlegen an.
„Guten Morgen, Becka“, begann Lilli, bevor sie von Alex herumgedreht und in einen innigen Kuss gezogen wurde. Ein Kuss, so leidenschaftlich und heiß, dass er mir die Röte ins Gesicht trieb.
Schweigend ging ich zur Küchentheke, griff in den Schrank, holte mir eine große weiße Tasse heraus, befüllte diese mit Kaffee und setzte mich an den Esstisch.
Nachdem Alex Lilli endlich aus seiner Zuneigungsbekundung entließ, setzte sie sich neben mich. „Du bist gestern spät heimgekommen.“
Mist, sie hat es mitbekommen.
„Ja.“ Damit ich Zeit schinden konnte, nahm ich einen großen Schluck von meinem Kaffee. „Ich fuhr noch etwas herum, um den Kopf freizubekommen. Im Diner war es gestern sehr stressig.“
„Aha“, brummte Alex und musterte mich finster.
Lilli hingegen nickte verständnisvoll und ließ das Thema fallen. „Hast du schon gehört, dass Nicole Tash vor zwei Tagen gestorben ist?“
„Nein“, stieß ich entsetzt aus. Ich kannte Nicole mein ganzes Leben und mochte sie sehr. Sie unterrichtete an der örtlichen Schule. Doch mein Herz begann aus einem anderen Grund in der nächsten Sekunde aus dem Takt zu geraten. Ein heißkalter Schauer jagte über meinen Körper hinweg. „Oh mein Gott.“
Der Traum!
Nicole war seine Tante und er ihr Lieblingsneffe.
Er kommt zurück!
In meinen Ohren begann es zu rauschen und meine Handflächen wurden feucht.
Alex ließ sich neben Lilli nieder und legte einen Arm um ihre Schultern. „Für Nicole ist es eine Erlösung. Die letzten beiden Jahre mussten die Hölle für sie gewesen sein. Sie konnte sich nicht mehr bewegen und brauchte Rund um die Uhr Hilfe.“ Nachdenklich schüttelte er den Kopf und fixierte mich mit seinem Blick. „Ob Lennon zur Beerdigung kommt?“
„Wer ist Lennon?“, fragte Lilli und sah zwischen mir und Alex hin und her.
Der Blick meines Bruders ruhte nach wie vor herausfordernd auf mir. Doch ich blieb stumm.
„Lennon war Nicoles Neffe. Ihr Lieblingsneffe. Er lebte einige Straßen weiter. Dann ging er aufs College, ohne sich zu verabschieden. Soweit ich weiß, ist er jetzt Reporter an der Ostküste. Becka, sollte er nicht nach Nicoles Tod das Haus erben?“ Der anklagende Ton in Alex Stimme entging mir nicht.
Unruhig zappelte ich unter dem Tisch mit den Füßen und wich seinem Blick aus. „Keine Ahnung. Lilli, wir wollten doch heute einen Putztag einlegen, steht das noch?“
„Ja sicher.“
„Dann sollte ich mal ins Bad gehen.“ Ich warf beiden ein entschuldigendes Lächeln zu, erhob mich und ging nach oben.
Sowie die Tür hinter mir ins Schloss fiel, holte ich mir Kleidung aus dem Schrank und zufällig fiel mir das Bild von Lennon und mir in die Hände, welches ich dort zwischen den alten Shirts versteckt hatte. Er hatte seine Arme um mich geschlungen, wie er es in meinem Traum getan hatte, und lachte mich an. Seine braunen Augen gingen über vor Liebe und Glück.
Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Der Tag, an dem das Bild entstand, lag Jahre zurück.
Dad lebte noch.
„Schnee von gestern“, grollte ich und schob das Foto zurück in die hinterste Ecke des Schrankes.

* * * * *

 

 

Lennon

Kapitel 2

Wieder zurück in Eden

* * * * *

Samstag

Da war ich nun. Schnaufend stellte ich die Kiste mit meinen Büchern auf den Boden und sah mich im Wohnzimmer um. Der Geist von Tante Nicole war deutlich spürbar, alles roch nach ihr. Kein Wunder seit ihrem Tod waren erst drei Tage vergangen.
Mit einem Kloß im Hals ging ich auf die Kommode zu, auf der sie ein Foto von uns beiden nach einem Footballspiel stehen hatte. „Ich hätte eher zurückkommen sollen“, murmelte ich und spürte die niederdrückende Trauer.
So viel Zeit war verloren. Ich hatte viele Gelegenheiten meine an ALS erkrankte Tante und Patin zu besuchen. Alle hatte ich einfach sausen lassen. Der Gedanke schürte das schlechte Gewissen und schnürte mir zusätzlich die Kehle zu.
Ich bin ein egoistischer Mistkerl.
Denn die Wahrheit war, es gab nur einen einzigen Grund, weshalb ich Eden die letzten Jahre gemieden hatte: Becka Gibb.
Sie war meine Ex-Freundin und lebte immer noch in ihrem Elternhaus am Ende dieser Straße. Da ich nun dieses Haus geerbt hatte, waren Begegnungen mit ihr abzusehen und unausweichlich.
Mein Blick wanderte über das Foto und ich wusste, Tante Nicole hätte dieser Gedanke gefallen. Angestrengt stieß ich die Luft aus und glaubte ihre Stimme durch meine Gedanken hallen zu hören.

* * * * *

Tante Nicole lächelte mich traurig an. „Lennon, denke an dich, an deine Zukunft, an deinen Traum.“ Tröstend legte sie mir die Hand auf die Schulter. „Nur aus Liebe alles aufzugeben ist in deinem Alter unvernünftig. Geh aufs College, werde Journalist und kehre als Mann zurück. Wenn Becka die Richtige ist, wird das Schicksal euch zusammenführen. Wenn nicht, wirst du die Richtige auf deinem Weg finden, wohin auch immer dieser dich führen wird.“
Eifersucht brandete durch meine Venen und der Schmerz der verlorenen Liebe gemischt mit Scham nahm mir den Atem. „Aber Thornton, er darf nicht damit davon kommen.“
„Ach Junge“, sie stand auf, ging zur Minibar und kam mit einem Glas Whisky zurück. „Hier.“
Mit zitternden Fingern nahm ich das Glas an. Ihr Blick ruhte auffordernd auf mir. „Alkohol hilft zwar nicht, aber er betäubt den Schmerz für eine Weile.“ Sie machte eine kurze Pause und hing ihren Gedanken nach. „Was Thornton angeht, Lennon“, begann sie schließlich, „Gott wird sich schon um ihn kümmern. Er wird auch Becka beschützen, davon bin ich überzeugt. Die Wahrheit wird eines Tages ans Licht kommen.“
„Gott“, fauchte ich und der Zorn ließ das Wort bitter auf meiner Zunge schmecken.
„Ja, hab vertrauen.“

* * * * *

Gott hatte mit allem, was geschehen war, nichts zu tun und ich hatte in den letzten Jahren nicht das Gefühl, dass er an meiner Seite gestanden hatte.
Mit dem Zeigefinger strich ich über das Foto und plötzlich fiel mir der Briefumschlag dahinter mit meinem Namen darauf auf. Ich nahm ihn in die Hand und erkannte die Schrift von Tante Nicole. Nachdem sie sich die letzten zwei Jahre nicht mehr bewegen konnte, musste sie ihn lange vorher geschrieben haben. Ich öffnete den Brief und als Erstes rutschte mir ein silberner Ring mit einem kleinen Diamanten entgegen.
Ihr Verlobungsring.
Meine Tante hatte diesen von ihrer großen Liebe, Onkel Devon bekommen, da war sie gerade erst siebzehn. Die beiden waren seit der Highschool zusammen, heirateten früh. Doch leider war ihr Glück nur von kurzer Dauer. Devon ging zur Army und starb bei einem Einsatz im Mittleren Osten. Sie hatte sich nie von dem Verlust erholt und blieb allein, bis sie ihm vor drei Tagen folgte.
„Ich hoffe, du bist nun bei ihm“, murmelte ich und drehte den Ring zwischen meinen Fingern.
Becka gefiel dieses Schmuckstück sehr und die Geschichte dahinter hatte sie sehr berührt.
Ich brauchte einen Augenblick, bis ich bereit war, die Zeilen zu lesen, die sie an mich gerichtet hatte.

Lieber Lennon,

meine Liebe wird immer bei dir sein und
ich wünsche dir alles Gute dieser Welt.
Gib den Ring deiner großen Liebe, werde glücklich.

Nicole.

* * * * *

Es war bereits später Nachmittag, die Sonne brannte gnadenlos auf mich herunter, als ich die letzten Kisten aus meinem Kombi hob. „Verdammt, was habe ich da eingepackt“, stöhnte ich. Just in diesem Moment sah ich aus den Augenwinkeln, dass ein großgewachsener Mann die Straße hochgelaufen kam.
Alex Gibb.
Wie gebannt starrte ich meinen früheren Freund an. Seine stechend hellblauen Augen, fingen mich sofort ein. Er war Beckas Bruder. Nach dem Desaster auf der Party und unserer Trennung, war natürlich auch unsere Freundschaft Geschichte. Allzu deutlich erinnerte ich mich an den Schlag seiner linken Faust, mit dem er mir fast die Nase gebrochen hatte. Mir war klar, dass er lediglich seine kleine Schwester beschützen wollte. Das nahm ich ihm nicht übel. Was ich ihm jedoch bis heute nicht verziehen hatte, war die Tatsache, dass er sich nicht meine Sicht der Dinge angehört hatte. Es interessierte ihn schlicht nicht – ich war das Arschloch, das seine Schwester verletzt hatte.
Alex blieb vor mir stehen, die Anspannung zwischen uns in der heißen Luft förmlich greifbar und er musterte mich mit nicht zu deutendem Blick. Fast rechnete ich mit einem weiteren Schlag.
„Dann bleibst du in Eden?“ Seine Stimme hatte einen ungewöhnlich kalten Ton.
„Ja, das habe ich vor“, entgegnete ich.

* * * * *

Montag

Der Himmel war an diesem Morgen wolkenverhangen und ich war froh, die ersten beiden Nächte in meinem neuen Zuhause überlebt zu haben. Nicht dass ich hätte behaupten können, sonderlich gut geschlafen zu haben. Das nicht. Zu sehr trieben mich die Erinnerungen an Becka, die Highschool, Tante Nicole, meinem Weggang aus Eden und die Begegnung mit Alex um.
Trotzdem werde ich hierbleiben.
Niemals wieder, werde ich mich aus meinem Zuhause vertreiben lassen.
Entschlossen machte ich mich auf den Weg zur örtlichen Zeitung, der Eden Gazette, zu einem weiteren Einstellungsgespräch. Ich hatte zwar längst die Zusage des Herausgebers Mr. Rogers, doch die Chefredakteurin, Miss Cynthia Stone, bestand darauf, dass wir uns nochmals trafen, bevor ich die Arbeit aufnahm.
Ich betrat das überschaubare Großraumbüro, in dessen Mitte Tische zusammengestellt worden waren und drei Computer darauf standen. Die Wand war mit Regalen vollgestellt. Etwas abseits befand sich ein weiterer Arbeitsplatz am Fenster, der durch einen Sichtschutz aus Milchglas vom Rest des Raumes abgetrennt war. Leise surrte der Kopierer an der Wand.
Definitiv entsprach die Eden Gazette nicht dem Chronicle oder der Times. Jedoch war ich mir sicher, dass ich mich an das kleine und überschaubare Ambiente gewöhnen würde. Außerdem drei Arbeitsplätze, das bedeutete, dass es neben mir nur noch zwei weitere Mitarbeiter gab und die Chefredakteurin.
Weniger Konkurrenz.
Mehr gute Storys für mich.
Obwohl ich bezweifelte, dass es hier in Eden jemals eine Story zu finden gab, die es Wert war auf der Titelseite zu erscheinen.
Karrieretechnisch ist meine Rückkehr wie ein Genickbruch.
Weshalb mache ich das nochmal?
„Mr. Tash“, holte mich eine verführerisch klingende Stimme aus meinem Gedanken.
Ich drehte mich zu ihr um und erblickte eine schlanke Frau mit großem Busen, sichtbar gefärbten blonden Haaren, intensiven grünbraunen Augen und einer Haut so blass, dass es mich an Porzellan erinnerte.
„Ich bin Cynthia Stone. Miss Cynthia Stone. Aber bitte nennen Sie mich Cynthia.“ Jede Silbe rollte über ihre Lippen und ließ diese beben, während sie mit schwingenden Hüften auf mich zukam. Lächelnd reichte sie mir die Hand.
Verdammt.
Diese Frau ist heiß.
Kein Wunder, dass mein Mund trocken wurde und ich spürte, wie das Blut in meine unteren Gefilde sackte. „Sehr erfreut“, krächzte ich. „Lennon Tash.“
Ihre rotgeschminkten Lippen glänzten wie eine Kirsche in der Nachmittagssonne.
Ob sie auch so schmecken?
Ich schloss kurz meine Augen und holte tief Luft, um mich zu konzentrieren. Als ich sie wieder öffnete, kaute meine zukünftige Chefin lasziv auf ihrer Unterlippe herum.
Herrgott.
Ist das sexy.
Wo war ich hier gelandet?
Keine Affäre am Arbeitsplatz, erinnerte ich mich an meinen Grundsatz.
Das wird verdammt schwer werden.
Ich räusperte mich. „Cynthia, weshalb wollten Sie mich sehen?“
„Kommen Sie, setzen wir uns“, sie deutete auf den Tisch in der Mitte des Raumes und ging darauf zu. Ich folgte ihr und wir setzen uns einander gegenüber. Sie beugte sich mir leicht zu und diese Position gewährte mir einen kleinen Ausblick auf ihr Dekolleté.
Diese Möpse sind niemals echt.
„Wissen Sie, Lennon, mir ist ein gutes Betriebsklima sehr wichtig. Vor allem, weil wir eine sehr kleine Zeitung sind und bei uns alles sehr familiär gehalten ist. Jennifer Meyer ist für die Anzeigen zuständig und arbeitet nur zwei Mal die Woche und der alte David Goodsman, nun ja, er ist seit der Gründung der Zeitung hier und wird es bedauerlicherweise auch bis zu seiner Rente sein. Das bedeutet, wir beide werden sehr eng zusammenarbeiten.“ Sie machte eine Pause und ihre Augen verdunkelten sich. „Daher sind nicht nur ihre journalistischen Fähigkeiten wichtig. Damit die Zusammenarbeit funktioniert ist es unabdingbar, dass auch die Chemie zwischen uns stimmt.“
Das war das seltsamste Einstellungsgespräch, welches ich je geführt hatte. Selbst ein Blinder hätte sehen können, dass diese Frau mir eindeutig an die Wäsche wollte.
Das kann ja heiter werden!
„Wenn es Ihnen die Sorge nimmt, Cynthia, ich bin ein netter Kerl. Wir werden in den nächsten Wochen sicher sehen, ob wir zusammenarbeiten können oder nicht“, antwortete ich und bemühte mich um einen neutralen Ton. Ich war eigentlich einer heißen Nummer nicht abgeneigt, doch im Moment war ich nicht auf der Suche nach unverbindlichen Sex oder einer komplizierten Affäre am Arbeitsplatz.
Sie musterte mich mit eindringlichem Blick und plötzlich fühlte ich mich, als säße ich nackt vor ihr. Ich spürte den Herzschlag in meiner Kehle wild pochen.
„Ich glaube wir werden sehr gut zusammenarbeiten“, seufzte sie zufrieden und erhob sich mit einer Bewegung, so aufreizend sexy wie die einer Stripperin.
Das war es?!
Verwirrt stand ich ebenfalls auf. „Dann sehen wir uns morgen um neun.“
„Halb neun, Lennon“, korrigierte sie mich mit einem scherzhaften Augenzwinkern.
„Okay, halb neun.“

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